Eno Kiu, 19. August 1991

Habe heute mit Abraham im Hausgarten (lene) gearbeitet: Säubern und Vorbereiten des Bodens für die Aussaat, da die Regenzeit bevorsteht.
Später saßen wir vor dem Steinhaus auf Lontarmatten, rauchen, trinken Tee und unterhalten uns über aktuelle Themen.

  • Säubern des Hausgartens (natau Pena tlau oder natof lene), der sich zwischen und um die Gebäude des Gehöft erstreckt, und der jedes Jahr neu mit Mais (Pena), Ubi (laukhau oder lauk mone), Bohnen (fu`an) und Kürbis (boko) bepflanzt wird
    Verwendet werden für diese Arbeiten zwei unterschiedliche Werkzeuge:
    Ein Tofa: ein Hackmesser (BI: Parang), dessen Spitze und Schneide durch lange Benutzung unbrauchbar wurden, wird zu einem kurzen Schaber mit rundem Ende umgearbeitet.
    Ein Benas: der indonesienweit verwendete Parang.
    Vor Beginn der Arbeiten werden beide Geräte auf einem Stein mit Wasser und Sand geschärft (aki).
  • Für die Arbeiten wird der Tofa parallel und knapp über dem Boden geführt, sodass alle Pflanzen an der Erdoberfläche von ihren Wurzeln getrennt werden. Die hölzernen Stengel mancher Pflanzen werden abgehackt.
    Alle Pflanzenreste werden über die Schulter nach hinten geworfen und später zu einem Haufen aufgeschichtet. Nach Abschluss des Jätens liegen mehrere dieser Haufen im Garten verteilt.
    Das Jäten wird von mehreren Personen, vorwiegend Kinder und Frau, in der Hocke sitzend, erledigt. Dabei führen sie den Tofa so, dass der Griff auf Fingern und Handfläche liegt, und der Handballen gegen das Griffende drückt.
    Die Zusammenarbeit in den Gärten basiert auf der Prinzip der Gegenseitigkeit als Nachbarschaftshilfe (BI: goyong rotong).
  • Die aufgetürmten Pflanzenhaufen bleiben in der Sonne liegen, trockenen in ein paar Tagen, und werden dann verbrannt. Die sich noch im Boden befindlichen Wurzeln werden nicht entfernt, da die jetzt einsetzende Trockenheit und Hitze weiteres Wachstum der Pflanzen verhindert. Steine, in großer Anzahl im Garten liegen, werden ebenfalls nicht entfernt.
  • Sind die Arbeiten beendet, wird gemeinsam gegessen.

Insgesamt bewirtschaftet Abraham Sakan jährlich fünf Gärten in Zwischenkultur, in denen er Mais, Bohnen, Ubi und Kürbis als Grundnahrungsmittel angebaut. Drei dieser Gärten grenzen an das Gehöft der Sakan, zwei weitere, erheblich größere, sind die weiter entfernten feldgärten. Die Hausgärten werden durchgehend benutzt, als Dünger dient lediglich die Asche der gejäteten Pflanzen.
Die entfernter liegenden Gärten werden zwei Jahre nacheinander bepflanzt. Dann sind die Böden erschöpft, und sie benötigen eine Brache von drei Jahren. Den Nährstoffreichtum der Böden erkennt Abraham am nachlassenden Ertrag. Ist der Ertrag nach zwei Jahren noch gut genug, erreichen die Maispflanzen die erwartete Höhe erreichen, dann kann dieser Garten ein weiteres Jahr bepflanzt werden.

Gartenarbeit: Terminologie

  • Sabit: ein sichelförmiges Gerät, das zum Schneiden von Gras verwendet wird;
  • Pali, Grabstock: Abraham benutzt eine Eisenstange mit flachem Teil (Blatt) am unteren Ende, mit dem er den Boden umgebricht (umgegräbt). Seine Frau verwendet diese Stange und Pflanzlöcher im Boden öffnen.
  • Tafoi teki pali, aufbrechen und wenden der Erde mit dem Grabstock; der Bodenbewuchs wird als Gründünger untergegraben (roden);
  • Tof feu, einen neuen Garten anlegen (auch: tof lene);
  • Oet (hau) kopas, fällen des Baum- und Strauchbestands in dem neu anzulegenden Garten.

Brennen von Kalk

Abraham sprachen während der Mittagspause über die Herstellung von Kalk.
Kalk (ao)wird, aufgrund seiner unterschiedlichen Verwendung, auf zwei verschiedene Arten und aus zwei verschiedenen Ausgangsmaterialien hergestellt.

  • Faut kima ist ein selten gewordener Rohstoff, der aus der Erde ausgegraben wird. Er komme häufig in Strandnähe vor, wo es ausgedehnte Lagerstätten gegeben habe. Möglicherweise handelt es sich um fossile Muscheln unterschiedlicher Größe. Aus diesem Material entsteht der ao meto, der beim Betelkonsum eine wichtige Rolle spielt.
    Nach dem Brennen besitzt der vom Faut kima gewonnene Kalk eine blendend weiße Farbe;
  • Kloma po`at ist eine andere Meeresmuschel, die als Ersatz für den Faut kima verwendet werden kann, Kalk von vergleichbarer Qualität liefern soll, allerdings nicht von so rein weißer Farbe.
    Im Unterschied zum Faut kima, der trotz seiner eindeutigen Form als Stein und nicht als Muschel aufgefasst wird, handelt es sich nicht um ein Fossil, sondern um eine lebende Muschel, deren Fleisch auch gegessen wird.
  • Faut oni ist ein Kalk, der von Korallen stammt, die, wie der Faut kima, in der Erde gefunden wird. Es handelt sich um unregelmäßige, gelbe Bruchstücke unterschiedlicher Größe. auch dieser Kalk ist nicht blendend weiß, sondern von einem stumpfen, leicht schmutzigen Weiß, eine Farbe, die als gelb wahrgenommen wird (oni, Honig). Auch dieser Kalk darf auf keinen Fall im Nai kinat verwendet werden.
  • Der vom Faut kima gewonnene Kalk ist der einzige, der für die Indigofärbung zugelassen ist, da bei der Verwendung einer anderen Sorte die Fäden in der Küpe reißen.
  • Während der Faut kima der für den Betelkonsum beliebteste Qualität ist, eigenen sich dazu auch die anderen Sorten.
  • Die beiden ersten Sorten werden auch als ao meto</em< bezeichnet und werden nur mit Kuhdung gebrannt. Der Faut-oni-Kalk ist auch als ao kase bekannt, und wird mit Holz gebrannt. Das Adjektiv kase weist darauf hin, dass diese Qualität in Amanuban eingeführt wurde.

Der Kalk wird auf eine überlieferte Art und mit einfachen Mitteln gebrannt. Die Arbeit des Brennens unterliegt keinen geschlechtsspezifischen Vorschriften, wird aber meist von Frauen und Kindern erledigt. Die Kenntnisse und die handwerklichen Praktiken sind für jedermann frei zugänglich. Von einer industriellen Verarbeitung habe ich nichts gehört.

  • Das Sammeln und Vorbereiten des Rohstoffs für Faut kima und Faut oni) geschieht am frühen Morgen, während mit dem Brennen bis zum Nachmittag gewartet wird.
  • Das Ausgangsmaterial wird zusammen mit Kuhdung (bi`a te) solange gebrannt (notu), bis der Dung zu Asche geworden ist. anschließend nimmt man die Faut-kima-Steine aus der Asche und zerschlägt sie in kleine Stücke.
  • Die zerkleinerten Stücke werden abwechselnd zwischen Lagen von Kuhdung übereinander gestapelt und erneut gebrannt, bis nur noch Asche zurückbleibt. Wieder werden die Kalksteine herausgesammelt.
  • Die so gebrannten Steine kommen in einen Korb, wo sie mit heißem Wasser besprengt werden (poni teik oe maputu. Danach werden sie kurz geworfelt und mit Kusambi-Blättern (usaip no`) und einem Tuch zugedeckt (obe teik kalo), sodass der Wasserdampf nicht entweichen kann. Nach zwei bis drei Stunden ist der Kalk dann zur weiteren Verwendung fertig. Er wird einmal im Mörser zerstoßen, pulverisiert; ein weiteres Zerstoßen ist nicht mehr erforderlich.
  • Während des Kalkbrennens gilt ein Tabu: Es darf bei dieser Arbeit kein Furz gelassen werden.

Die Verwendung der Ok tuke an einer Aluk

Die Aluk ist die an anderer Stelle beschriebene Umhängetasche, in der der Mann seine persönlichen Gebrauchsgegenstände bei sich trägt; u.a. das Zubehör für den Betelkonsum. Zu diesem Zweck hängen am Tragegurt der Aluk zwei zylindrische Köcher (ok tuke):

  • ein Ok tuke dient der Aufbewahrung von Arekanüssen und Betelpfeffer, die für den täglichen Gebrauch bestimmt sind;
  • ein Ok tuke speziell für das respektvolle Anbieten von Betel in offiziellen und rituellen Situationen.

Anmerkung

Feldforschungstagebuch Amanuban: 19. August 1991

Datum 19.08.1991 / 08:30 – 14:00 Uhr
Ort Mneala Bubun, Eno Kiu; Zentralamanuban
Teilnehmer Abraham A. Sakan; HWJ
Daten teilnehmende Beobachtung; Befragung; Fotografie

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